08.05.2021
Globale Transformation
Den Wirtschaftsnachrichten sind immer wieder Meldungen über den Stellenabbau in deutschen Unternehmen zu entnehmen. Wie jüngst vermeldet plant die Commerzbank einen Stellenabbau von rd. 10.000 Arbeitsplätzen, die Lufthansa avisiert die Streichung von 2600 Stellen. Handelsunternehmen wie OTTO und H&M wollen insgesamt etwa 1200 Stellen abbauen, durch die Schließung diverser Filialen von Media Markt und Saturn verlieren etwa 1000 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz.
Das Ende des Wohlstandes?
Das Ende der Automobilproduktion in Deutschland scheint immer mehr beschlossene Sache. Bereits 2014 gingen durch die Opel-Werksschließung in Bochum rund 3.300 Arbeitsplätze verloren, Anfang 2021 folgten Werksschließungen von Automobilzulieferern wie z.B. Schaeffler, bei Bosch, Segula und ZF sind Stellenabbauprogramme im Gespräch. Aktuell sind bei VW in Deutschland rd. 5000, bei dem Nutzfahrzeugehersteller MAN rund 3500 Arbeitsplätze, bei Daimler ca. 20.000 Stellen und bei BMW etwa 6000 Arbeitsplätze von einem Abbau betroffen.
Industrie, Dienstleister und Kommunen sind betroffen
Auch Unternehmen wie Thyssen-Krupp, Airbus, Deutsche Bank u.s.w. haben umfangreiche Stellenabbaupläne angekündigt. Ebenso verhält es sich in den Kommunen, die ihre laufenden Personalkosten häufig nicht mehr in ihren Haushaltsplänen unterbringen können.
Was sind die Gründe für diesen drastischen Personalabbau und mit welchen Instrumenten soll der Personalabbau möglichst sozialverträglich erfolgen, wenn betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sind?
Sicherlich gibt es Situationen, wo bestimmte Teile der Wertschöpfungsketten in den Unternehmen und der Verwaltung nicht mehr zu halten sind, weil die Kostennachteile größer sind als die Wettbewerbsvorteile durch Qualität und Nähe zum Markt. Auch wachsender Kostendruck und sinkende Margen führen zu der Erkenntnis, dass sich Unternehmen das heutige Kostenniveau im administrativen Bereich schlicht nicht mehr leisten können – auch wenn sie manchmal nicht wissen, welche heute erbrachten Leistungen gestrichen oder reduziert werden können.
Strategische Analyse
Viele spätere Probleme werden verursacht dadurch, dass die verantwortlichen Manager zu kurzfristig denken und sich ausschließlich auf den Personalabbau konzentrieren. Hier könnte mit einem Onshore Outsourcing als MBO ein Lösungsansatz gefunden werden, der für alle Beteiligten den größtmöglichen Nutzen verspricht. Dabei sollte sich ein Dienstleister als MBO durch die Verlagerung der in den Prozessen bereits etablierten Mitarbeiter entwickeln. Aus Mitarbeitern könnten so Partner werden, die mit Liefer- und Abnahmeverpflichtungen über bis zu 5-Jahren existenziell abzusichern wären. Hierbei wäre zu berücksichtigen, dass ein sozialverträglicher Personalabbau mit Abfindung, Vorruhestand und Transfergesellschaft Kosten von 150.000,- € bis 200.000,- €/Arbeitsplatz verursacht und das Erreichen von Kostensenkungszielen wenig nützt, wenn die Motivation und Loyalität der Mitarbeiter dabei verloren gehen.
Neue berufliche Perspektiven
Wenn mit dem Personalabbau und der Kostensenkung neue berufliche Perspektiven eröffnet werden, könnten aus vermeintlichen Verlieren im Rahmen eines Transfers durchaus Gewinner werden, wenn zuvor Marktlage, Wertschöpfungspotentiale, Standorte und das Leistungsspektrum für eine Festlegung der auszulagernden Aktivitäten oder Leistungen in den jeweiligen Unternehmen strategisch analysiert werden. Dies würde auch zu einer Ersparnis bei der öffentlichen Vergabe von Steuergeldern führen, die so beispielsweise wichtigen Infrastruktur- oder Bildungsprojekten zufließen könnten.
Dipl. Ing. Horst Wolfgang Radtke
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